Erneut Evakuierungen in Bodrum und Antalya
Angesichts der weiter vorrückenden Brände im Süden der Türkei sind am Sonntag erneut Urlauberinnen und Urlauber sowie Einheimische in Sicherheit gebracht worden. Evakuierungen gab es laut dem Sender NTV im Urlaubsort Antalya, auch in der Region Bodrum wurden mehrere Dörfer evakuiert, da die Flammen durch starke Winde aus dem nahe gelegenen Bezirk Milas angefacht wurden.
540 Menschen mussten demnach per Boot in Sicherheit gebracht werden, weil die Straßen nicht mehr benutzbar waren. Aus einem östlichen Vorort Bodrums seien am Samstagabend auch 100 russische Touristinnen und Touristen in Sicherheit gebracht worden, wie das russische Generalkonsulat in Antalya auf Facebook mitteilte. Sie seien in neue Hotels umquartiert worden und außer Gefahr.
Seit Mittwoch kämpft die Türkei mit den schwersten Waldbränden seit Jahren. Forstminister Bekir Pakdemirli teilte am Sonntag mit, noch fünf von ursprünglich mehr als 100 Bränden seien aktiv. Es gebe noch Brandherde in den süd- und westtürkischen Provinzen Antalya und Mugla. Starke Winde fachten das Feuer immer wieder an und erschwerten die Löscharbeiten.
Mehrere Tote, Hunderte Verletzte
Die Brände haben nach offiziellen Angaben bisher mindestens acht Menschenleben gefordert – sieben Menschen starben in Antalya und eine Person in Marmaris. Hunderte wurden verletzt. Tausende Kräfte sind im Kampf gegen die Flammen im Dauereinsatz. Und die Hitze wird voraussichtlich anhalten: Am Montag wird in Antalya eine Temperatur von 40 Grad erwartet.
Zu wenige Löschflugzeuge?
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan besuchte die betroffenen Regionen und sicherte den Geschädigten Samstagabend schnelle Hilfe zu. Die Anzahl von Löschflugzeugen sei mit der Unterstützung von Russland, dem Iran und der Ukraine auf 16 erhöht worden, sagte er. Die Regierung steht seit Tagen in der Kritik, weil das Land zwar über viele Helikopter, aber nicht über einsatzfähige eigene Löschflugzeuge verfügt.
Erdogans Angaben zufolge seien 45 Löschhubschrauber, Drohnen und Tausende Einsatzkräfte im Einsatz. Ein Brand in Marmaris sei von Kindern verursacht worden, sagte Erdogan. Die Ermittlungen zur Ursache der anderen Brände würden fortgesetzt, auch Brandstiftung werde nicht ausgeschlossen. Bereits zuletzt kündigte er an, dass die Verursacher hart bestraft würden.
Temperaturen auf Rekordniveau
Im vergangenen Monat waren die Temperaturen in der Türkei auf Rekordwerte geklettert: Im anatolischen Cizre wurden am 20. Juli 49,1 Grad gemessen. Die Brände gelten als die schlimmsten seit gut einem Jahrzehnt. Seit Jahresbeginn wurden nach Behördenangaben fast 95.000 Hektar Fläche durch Brände zerstört. In den Jahren 2008 bis 2020 waren es im selben Zeitraum durchschnittlich nur rund 13.000 Hektar.
16 Verletzte in Griechenland
Auch in anderen südlichen Urlaubsländern gibt es weiterhin Probleme mit Bränden: So wird Griechenland weiterhin von einer Dauerhitzewelle heimgesucht. Zudem sind wegen der Trockenheit zahlreiche Brände ausgebrochen. Mindestens 16 Menschen mussten wegen Atemwegsbeschwerden in Krankenhäusern der Halbinsel Peloponnes behandelt werden, berichtete das öffentlich-rechtliche TV am Sonntag.
Unterdessen dauert die „historische Hitzewelle“ – wie zahlreiche Meteorologinnen und Meteorologen sie bezeichnen – an. Nachdem in den vergangenen Tagen die Thermometer Werte bis 43 Grad zeigten, wurden am Sonntag stellenweise Temperaturen um die 45 Grad erwartet. Am Montag und Dienstag soll es einen neuen Höhepunkt geben, teilte das griechische Wetteramt am Sonntag mit. Schlimm ist, dass es auch nachts vor allem in den Ballungszentren heiß mit Temperaturen über 30 Grad bleibt.
Die Städte öffneten klimatisierte Hallen für die Bewohnerinnen und Bewohner, die zu Hause keine Klimaanlage haben. Arbeiten im Freien sollten so weit wie möglich reduziert werden, hieß es vom Arbeitsministerium. Tierschutzvereine riefen die Einwohner auf, Wasser für streunende Tiere an schattigen Orten bereitzustellen und die Wassernäpfe immer wieder aufzufüllen. Wann die Hitze nachlassen wird, ist unklar. Einige Expertinnen und Experten befürchteten, diese gefährliche Situation könnte bis zu zwei Wochen andauern.
Mehr Einsatzkräfte für Sizilien
Schwere Brände tobten auch weiter in Süditalien. Während die Flammen in mehreren Teilen Siziliens wüteten, beschloss die italienische Regierung, zusätzliche Kräfte auf die Insel zu entsenden, um die Brände zu löschen. Feuerwehren aus verschiedenen Regionen Italiens sollen die Kollegen auf Sizilien aktiv unterstützen, beschloss die Regierung am Sonntag.
Schwere Brände tobten im Raum von Catania, Palermo und Enna. Canadair und Hubschrauber waren gegen die Flammen im Dauereinsatz. Brände gab es auch in der Adria-Region Apulien. Ein Feuer zerstörte 50 Hektar mit Schilf und Olivenhainen in der Provinz Foggia. Die Flammen wurden von starkem Föhnwind genährt. Mehrere Löschmannschaften und Einheiten des Zivilschutzes waren im Einsatz.
Seit Tagen lodern vor allem in Süditalien und auf den großen Inseln Feuer. Neben Sizilien ist auch der Westen Sardiniens besonders betroffen. Dort brannten Wälder und Häuser ab. Rettungskräfte mussten Menschen in Sicherheit bringen. Trockenheit, Hitze und starke Winde sorgen immer wieder dafür, dass sich die Brände ausbreiten.
Ätna während Waldbränden ausgebrochen
Zusätzlich sorgte der Vulkan Ätna auf der Insel Sizilien für ein Naturschauspiel: Der Ausbruch begann am Samstagabend und zog sich bis in die Nacht auf Sonntag, wie das nationale Institut für Geophysik und Vulkanologie (INGV) in Catania, am Fuße des Vulkans, mitteilte. Lava und Asche schossen aus dem Krater auf der Südostseite des mehr als 3.300 Meter hohen Berges. Der Rauch stieg gemessen am Meeresspiegel bis zu fünf Kilometer in den Nachthimmel.
Auch Bulgarien wird seit Tagen von einer zweiten Hitzewelle in diesem Sommer geplagt. Im Großteil des Landes galt am Sonntag die zweithöchste Warnstufe Orange für Temperaturen über 40 Grad. In der Hauptstadt Sofia war es bereits zu Mittag drückend heiß. Ein Großbrand wütete bei Haskowo im Süden auf einem schwer zugänglichen Gelände mit Laubwald und Gebüsch. Das Feuer wurde am Sonntag unter Kontrolle gebracht, könnte sich aber wegen der Dürre schnell wieder ausbreiten, wie die Feuerwehr warnte.
ORF.at/Agenturen