Der Corona-Bonus wird den Sanitätern und Reinigungskräften in Spitälern verweigert
Den HeldInnen der Krise im Gesundheits- und Sozialbereich wurden von der Regierung 500 Euro an Steuerfreiem Bonus versprochen, jedoch sahen Reinigungspersonal, SanitäterInnen oder BehindertenbetreuerInnen nichts von der versprochenen Summe. In der Krise standen genau dıese Personen unter enormen Druck und ihr Einkommen ist entsprechend gering.
Am Mittwoch trafen sie sich vor dem Beschluss des Gesetzes vor dem Parlament, um die Anerkennung von 500 Euro für sich einzufordern.
„Würde es die Hygiene nicht geben, würde kein Krankenhaus funktionieren“, sagt eine Reinigungskraft aus einem Wiener Krankenhaus. „Auch wir haben Respekt verdient“, sagt eine Heimhelferin einer Demenzstation, die im letzten Jahr viele ihrer PatientInnen an Corona verloren hat. Spricht man mit den rund 200 Menschen aus dem Gesundheits- und Sozialbereich, die sich am Mittwoch in der Wiener Innenstadt trafen, um für den Corona-Bonus zu demonstrieren, hört man vor allem einen Wunsch: Respekt von oben. Von den PatientInnen und KlientInnen fühlt man sich wertgeschätzt, aber die Sanitäter, Reinigungskräfte und HeimhelferInnen wünschen sich auch Anerkennung von der Politik. „Wir verdienen nicht viel, aber wir wollen zumindest ein Minimum an Wertschätzung haben“, sagt ein Rettungssanitäter, der früher Chemiker war, aber die Arbeit mit Menschen erfüllender findet.
DIE BESCHÄFTIGTEN SIND ENTTÄUSCHT
Die Demonstranten sind sehr enttäuscht, dass zuerst aus dem Corona-Tausender ein Fünfhunderter wurde und dann die Mehrheit der Beschäftigten im Gesundheits- und Sozialsektor ganz leer ausgehen soll. Mittwoch organisierte die Gewerkschaft daher eine Kundgebung vor dem Parlament, um die Regierung noch einmal aufzufordern, den 500 Bonus allen Berufsgruppen im Gesundheits- und Sozialbereich auszuzahlen. Die Regierung hat am Mittwoch signalisiert, den Bonus eventuell doch ausweiten zu wollen.
Ein Corona-Bonus für das Gesundheitspersonal hat die Regierung seit langem versprochen, wie der “kontrast.at” berichete. Am Donnerstag wird das Gesetz im Parlament beschlossen, sieht aber nur für ÄrztInnen und PflegerInnen in öffentlichen Spitälern eine Anerkennung von 500 Euro vor. RettungssanitäterInnen, BehindertenbetreuerInnen oder Putzkräfte im Krankenhaus bekommen nichts, obwohl sie ebenfalls stark belastet waren. Auch alle Beschäftigten in Spitälern mit privaten Trägern gehen leer aus. Das sind aber nicht nur profitorientierte Privatkrankenhäuser, sondern auch ausgelagerte gemeinnützige Einrichtungen wie das Anton Proksch Institut oder das Psychosomatische Zentrum Waldviertel. Die Beschäftigten dort unterscheidet von Beschäftigten in öffentlichen Spitälern vor allem eines: Der schlechtere Kollektivvertrag. Diese Ungleichbehandlung sehen viele nicht ein.
„Die Beschäftigten im Gesundheitswesen haben alle zusammen in der Corona-Krise Herausragendes geleistet. Deshalb hat sich das gesamte Team Gesundheit den Corona-Bonus mehr als verdient. Wir lassen unsere KrisenheldInnen nicht auseinander dividieren,“ sagt SPÖ-Vorsitzende Rendi-Wagner bei der Kundgebung.
REINIGUNGSKRÄFTE IN COVID-STATIONEN BEKOMMEN KEINEN CORONA-BONUS
Bereits zum Beschluss des Corona-Bonus im Gesundheitsausschuss versammelten sich RettungssanitäterInnen, BehindertenbetreuerInnen und Reinigungskräfte vor dem Parlament. Eine Woche später vor dem Beschluss im Parlament kamen noch mehr. Rund 200 Betroffene forderten, auch ihnen die finanzielle Anerkennung zu gewähren. „Alle Beschäftigten im Gesundheits- und Sozialbereich sollen in den Genuss dieser 500 Euro kommen“, sagt Cornelia Rosendorfsky von den Wiener Sozialdiensten.
Rudolf Horvath von den Johannitern findet es „traurig und sehr enttäuschend, dass meine Kollegen und Kolleginnen, die Sanitäter und Sanitäterinnen, vergessen werden“. Auch die Gewerkschaft drängt auf eine Änderung des Gesetzes. Die SPÖ brachte bereits im Gesundheits-Ausschuss einen entsprechenden Antrag ein, doch der wurde vertagt. Am Donnerstag wird das Gesetz im Parlament beschlossen, bis dahin drängen Beschäftigte und Gewerkschaften auf eine Ausweitung des Bonus – die SPÖ hat einen erneuten Antrag angekündigt. Die Regierung hat am Mittwoch nach den Protesten grundsätzliche Bereitschaft signalisiert.
„Wir sind wirklich fassungslos. Alle Beschäftigten im Gesundheits- und Sozialbereich haben in der Coronakrise Großartiges geleistet“, sagt Barbara Teiber von der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA).
Unzufriedenheit mit dem Corona-Bonus gibt es auch bei den Gruppen, die ihn erhalten: Die Ärztekammer hält 500 Euro für zu wenig. Im Vergleich zu anderen Staatsausgaben sei die Verhältnismäßigkeit absolut nicht gegeben.