Bildungsstudie: Zeig´ mir deine Eltern, und ich zeige dir, warum du scheitern wirst
Wir tun zu wenig, um benachteiligten Kindern zu helfen, sagt die OECD und gibt Empfehlungen, um das zu verbessern.
Sonderbericht zur Bildungsgerechtigkeit
Denn: benachteiligte Schüler an begünstigten Schulen erreichen im Durchschnitt der OECD-Länder 78 Punkte mehr – also deutlich mehr – als diejenigen, die benachteiligte Schulen besuchen; Benachteiligte Schüler, die Schulen mit einem durchschnittlichen Profil besuchen, erreichen in den Naturwissenschaften 36 Punkte mehr als diejenigen, die benachteiligte Schulen besuchen.
Worum geht es in dem Bericht:
Unterschiede in den Ergebnissen dürften nicht vom Hintergrund oder der wirtschaftlichen Situation oder den sozialen Umständen der Schüler abhängen, über die diese keine Kontrolle haben.
Wer sind deine Eltern?
Wie sich zeigt, hat der „sozioökonomische Status“ einen hohen Einfluss auf die Leistungen der Schüler.
Dieser sozialwissenschaftliche Begriff beschreibt die Unterschiede von in Bezug auf Schulabschluss, Ausbildung, Beruf, Einkommen, wie viele Bücher im Haushalt sind, sogar wie oft Museen oder Theater besucht werden, aber auch Wohn- und Eigentumsverhältnisse als auch die Kreditwürdigkeit.
Konkret: Jene Schüler mit einem schwachen Background sind klar benachteiligt, sie haben deutlich schwächere Ergebnisse.
Die „Bildungslücke“ entspricht etwa drei vollen Schuljahren.
Es kann besser werden
Aber: Die Bildungsforscher haben auch eine Verbesserung genau dieser Werte feststellen können, die Lücke wird also kleiner.
Daraus schließen die Experten, dass Bestehen oder Fehlen von Bildungsgerechtigkeit kein unveränderliches Merkmal von Bildungssystemen ist.
Die Ungleichheit beginnt schon früh
Nächste Feststellung: Die Unterschiede in den Leistungen der Kinder entwickelt sich sehr früh und weiten sich dann im Laufe der Bildungslaufbahn aus.
Weniger Haushaltsvermögen bedeutet oft weniger Bildungsressourcen wie Bücher und Spiele und interaktive Lernmaterialien im Haus.
Darüber hinaus haben Familien mit begrenztem Einkommen seltener Zugang zu früher Bildung, wenn der frühkindliche Bereich nicht öffentlich finanziert wird.
Ergebnisse für Österreich
Besonders große Unterschiede der Schülerleistungen im Hinblick auf deren Backgrund gibt es in der Mathematik bei 10-Jährigen in England, Korea, Neuseeland und den Vereinigten Staaten.
In Österreich waren die Unterschiede durchschnittlich ausgeprägt – Bildungsgerechtigkeit findet also kaum statt.
Wenig Durchlässigkeit im System
Die „Bildungsmobilität“, gemeint ist damit Möglichkeit zu einem Bildungsaufstieg, bleibt in Österreich gering. In Finnland, Korea, Russland und Singapur hat mehr als jeder zweite Erwachsene eine höhere Bildung als die Eltern. In Österreich, der Tschechischen Republik, Deutschland und der Türkei dagegen weniger als jeder dritte Erwachsene. In Österreichern (und sechs weiteren Staaten wie Finnland, England oder Belgien) geht das sogar zurück.
Was wir daraus lernen sollten
Die OECD-Bildungsexperten geben auch Empfehlungen, was besser gemacht werden soll.
Wesentlich sei etwa, dass früh beginnen werden sollte. Der Zugang zu jener Art von frühkindlicher Bildung solle gefördert werden, die Kindern beim Erwerb wesentlicher sozialer und emotionaler Fähigkeiten hilft, insbesondere Kinder aus benachteiligten Familien.
Mehr Mittel, mehr Förderung, weniger Konzentration
Dann: Länder müssen ehrgeizige Ziele für die Fortschritte benachteiligter Schüler festlegen und ihren Fortschritt überwachen. Die Politik sollte zusätzliche Ressourcen für benachteiligte Schüler und Schulen zur Verfügung stellen und die Konzentration von benachteiligten Schülern auf bestimmte Schulstandorte reduzieren.
Eltern sollten ermutigt werden, sich stärker in die Ausbildung ihrer Kinder einzubringen. Es geht darum, die Fähigkeit der Lehrkräfte zu entwickeln, die Bedürfnisse der Schüler zu erkennen, und starke Verbindungen zu den Eltern aufzubauen.
Faßmann sieht Österreich jetzt auf gutem Weg
Durch die OECD-Studie sieht sich Bildungsminister Heinz Faßmann in seiner Schwerpunktsetzung bestätigt.
So solle der Benachteiligung von Kindern bereits möglichst früh entgegengewirkt werden – also bereits beim Übergang vom Kindergarten in die Volksschule, so Faßmann in einer Aussendung. Spezieller Förderbedarf soll bereits an der Schnittstelle Kindergarten-Volksschule festgestellt werden, betonte der Minister.
„Auch die geplanten Talentechecks vor den Bildungsübergängen in der dritten und siebenten Schulstufe sollen zu mehr Durchlässigkeit führen“, so Faßmann. Dazu kämen neue Beurteilungsraster und damit verbunden bedarfsorientierter verpflichtender Förderunterricht sowie die „gezielte Förderung der Unterricht