Ein menschlicher Aufruf, der in Wien ein Lächeln hinterließ

Ein Vorfall, der sich heute Morgen in Wien ereignete, hat erneut gezeigt, wie stark die Solidarität unter Auslands­türken ist. Eine Familie, die mit dem Auto aus Izmir nach Österreich gereist war, fand heute früh eine handgeschriebene Notiz an ihrer Windschutzscheibe. Darin stand:

„Das Fahrzeug vor Ihnen gehört mir. Ich wohne in der Nähe. Falls Sie irgendeine Hilfe benötigen, helfe ich gerne. Schließlich sind wir im Ausland.“

Der Notizzettel, den ein in Wien lebender Mann namens Ömer hinterlassen hatte, enthielt auch eine Telefonnummer.

Die besagte Notiz wurde von einem Mitglied der Facebook-Gruppe [ATEB] geteilt. Sie entstand, nachdem der Verfasser das türkische Kennzeichen des geparkten Fahrzeugs bemerkt hatte. Es war mehr als nur ein Zettel: Es war ein Name, eine Telefonnummer und ein menschlicher Aufruf.

Diese kleine Geste hat erneut die enge Verbundenheit unter den türkischen Auswanderern in Europa in den Fokus gerückt. Seit Jahrzehnten wandern Menschen aus der Türkei – insbesondere nach Deutschland, Österreich, Frankreich und in die Niederlande – aus, um dort zu arbeiten. Im Laufe der Zeit haben sie nicht nur ihre Kultur bewahrt, sondern auch ein starkes soziales Unterstützungsnetzwerk aufgebaut. In Moscheen, Cafés, Schulen, Vereinen und Wohnvierteln – ob ein Kind krank ist, jemand Arbeit sucht oder beim Umzug Hilfe braucht: Für „einen von uns“ ist stets eine helfende Hand da.

„Migration bedeutet nicht nur geografische Distanz, sondern auch einen Zustand, in dem Zugehörigkeit auf Pause gestellt wird. Deshalb halten Menschen an Gemeinsamkeiten wie Herkunft, Sprache und Gewohnheiten fest und schaffen ein Gefühl von Gemeinschaft. Manchmal geschieht das durch eine kleine Notiz, manchmal durch eine Einladung zum Essen“, erklärt ein Migrationssoziologe.

Zu wissen, dass man nicht allein ist, kann die größte Unterstützung sein
Im Namen der besuchten Familie äußerte sich der Gastgeber wie folgt:
„Eine herzerwärmende Notiz an der Windschutzscheibe meines Gastes, der mit dem Auto aus Izmir zu Besuch gekommen ist. Wer auch immer sie hinterlassen hat – ich danke ihm im Namen meines Gastes.“ | ©Der Virgül