Mobiles Internet langsam? Daran könnte es liegen
Der Download braucht ewig, der Video-Call ruckelt – wer mobiles Internet nutzt, hat nicht die stabilen Bandbreiten des Festnetzinternets. Eine AK Analyse bei A1, Magenta und Drei zeigt: Wie schnell oder langsam mobiles Internet ist, entscheiden die Anbieter und auch der Zufall.
Bei Homeoffice und/oder Homeschooling setzen Haushalte in Corona-Zeiten auch vermehrt auf mobile Verbindungen. Eine starke Nachfrage kann – wie im Straßenverkehr – zu Staus in einzelnen Funkzellen führen. Die Folge: statt superschnell stockt oder ruckelt es. AK Expertin Daniela Zimmer: Konsumenten wissen vielleicht über die maximale Bandbreite ihres Tarifs Bescheid, über ihre sogenannte Nutzungsklasse oft nicht. Die spielt aber bei Staus eine Rolle. Sie rät: “Achten Sie vor Vertragsabschluss auf die Anbieterinfos, wie Ihr Anschluss bei Engpässen im Vergleich zu anderen Nutzern behandelt wird.”
Nutzungsklasse bei Internetgeschwindigkeit ausschlaggebend
Die AK Analyse zeigt: Die Mobilfunkanbieter entscheiden bei Engpässen, wie sie die Bandbreiten auf ihre Nutzer verteilen. Um Staus möglichst zu vermeiden, regeln sie, wer in der Funkzelle mit welchem (verringerten) Tempo Vorfahrt hat. Die gesamte Bandbreite wird nicht gleichmäßig unter allen Kunden aufgeteilt. Grundsätzlich kommen Kunden mit höheren Bandbreitenversprechen und höheren Grundentgelten in eine bessere Nutzungsklasse. Innerhalb einer Nutzungsklasse werden Kunden proportional gekürzt.
Internet-Nutzungsklassen bei A1, Magenta und Drei
A1 unterteilt in zwölf Nutzerkategorien bis zum Verhältnis 1:33. Die letzte Kategorie wird 33-mal stärker gekürzt als die erste. Vor allem die Höhe des Grundentgelts und “Nutzungscharakteristiken” entscheiden, welcher Tarif in welcher Kategorie landet. Smartphonetarife mit bis zu rund 60 Euro monatlich und Wertkartenhandytarife finden sich meist in der Nutzungsklasse 6 (von 12). Wer mehr monatlich zahlt, wird priorisiert. Ungünstig ist es für mobile Internettarife im stationären Gebrauch – sie haben mit den Klassen 7 bis 10 im Staufall Nachrang.
Magenta differenziert in Nutzer:innen des 4G und 5G Netzes. Bei 4G gibt es elf Gruppen bis zum Verhältnis 1:20. Im 5G-Netz wird nur zwischen mobiler (Smartphonetarife) und stationärer (mobile Internettarife) Verwendungsgruppe im Verhältnis von 1:5 unterschieden. Wertkartentarife im 4G-Netz werden mobil wie stationär stark priorisiert.
Drei hat zwei Nutzerklassen: mobil (Smartphonetarife) und stationär (mobiles Internet). Mobil-Nutzer:innen werden um den Faktor 2 gegenüber jenen mit Festnetz-Ersatzprodukten bevorzugt. Stationäre Tarife dürften in der Regel weniger benachteiligt sein als bei den beiden anderen Anbietern.
Auch ein teurer Tarif kann gebremst werden
Wie ist’s im Alltag – ein Beispiel: Kunde A mit 50 Mbit/s und B mit 30 Mbit/s erreichen in einer Zelle mit 100 Mbit/s maximal verfügbarer Bandbreite ihre Maximalgeschwindigkeit. Kommt Kunde C mit 30 Mbit/s noch dazu, greift der Anbieter ein: Kunde A surft etwa mit 50 Mbit weiter, B und C aber nur mit 28 bzw. 22 Mbit/s. Anbieter haben es also in der Hand, wen sie wie sehr bremsen. Zimmer: “Bei dichter Drängelei im Netz können die Bremsen zu spüren sein. Prognosen sind schwierig, denn neben der maximalen geschätzten Bandbreite und der Vorrangklasse kommt es auch auf den Zufall an, mit wem ich mir gerade die Funkzelle teile. Kurzum: Auch ein teurer Tarif mit hohem Bandbreitenversprechen kann stärker gebremst werden als ein günstiger Wertkartentarif.”