Deutsches Verbrauchervertrauen auf Rekordtief
Laut einer GfK-Umfrage sind die Deutschen so sparsam wie nie zuvor in den letzten zehn Jahren.
Die Energiekrise und die hohe Inflation haben die Stimmung der deutschen Verbraucher auf ein Rekordtief gedrückt, so das Forschungsunternehmen GfK am Freitag.
Das GfK-Konsumbarometer sank im Juli überraschend um 5,6 Punkte auf -36,5 Punkte.
Das Barometer, das auf einer Umfrage unter 2.000 deutschen Verbrauchern beruht, hat seit seiner Einführung im Jahr 1991 noch nie einen so niedrigen Wert verzeichnet.
“Der plötzliche Anstieg der Sparneigung hat die Stimmung der Verbraucher in diesem Monat weiter auf den Tiefpunkt getrieben. Es hat erneut ein Rekordtief erreicht”, sagte GfK-Konsumexperte Rolf Bürkl.
Bürkl fügte hinzu, dass die Deutschen für den erwarteten starken Anstieg der Energiekosten in diesem Winter sparen würden.
“Wenn die Haushalte deutlich mehr für Energie und Lebensmittel zahlen müssen, fehlen ihnen die finanziellen Mittel für andere Anschaffungen”, sagte er.
Bürkl warnte, dass aus Verbrauchersicht das Risiko einer Wirtschaftskrise hoch bleibe, insbesondere wenn es in Deutschland in diesem Winter zu einer Gasverknappung kommen sollte, die die Heizpreise weiter in die Höhe treiben würde.
Die deutsche Regierung befürchtet, dass Russland als Vergeltung für die Sanktionen gegen Moskau wegen des Ukraine-Kriegs die Erdgaslieferungen nach Europa vollständig einstellen könnte.
In den letzten Monaten sind die russischen Gaslieferungen zeitweise auf ein Minimum reduziert worden.
Eine gesonderte Umfrage des Marktforschungsunternehmens Civey für das Magazin Business Insider ergab am Donnerstag, dass mehr als die Hälfte der Deutschen bereits versuchen, Energie zu sparen, um ihre Rechnungen zu senken.
In der Zwischenzeit wird erwartet, dass die Preise bis in den Herbst hinein weiter steigen werden, was zum Teil auf einen neuen Erdgaszuschlag zurückzuführen ist, der Energieimporteuren helfen soll.
Während die Inflation im vergangenen Jahr stark angestiegen ist – im Juli lag sie bei 7,5 % – haben die Deutschen im Sommer von subventionierten Fahrpreisen für öffentliche Verkehrsmittel und Kraftstoffe profitiert.
Beide Vergünstigungen sollen Ende August auslaufen.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) verzeichnete die größte europäische Volkswirtschaft im zweiten Quartal des Jahres ein Nullwachstum.
Die Produktion wurde durch Probleme in der Lieferkette, steigende Energie- und Lebensmittelpreise und den Einmarsch Russlands in der Ukraine beeinträchtigt.
Die Stimmung in der Wirtschaft ist ebenfalls auf den niedrigsten Stand seit Juni 2020 gefallen, als Deutschland seine erste COVID-19-Sperre verließ.
Nach Angaben des Münchner Ifo-Instituts für Wirtschaft sank das Vertrauen der Unternehmer im Juli auf 88,6 von 92,2 im Juni.
Das Ifo-Institut warnte, dass die Unsicherheit unter den Unternehmen weiterhin groß sei, da sie mit einem Schrumpfen der Wirtschaft im dritten Quartal rechnen.
Eine separate Ifo-Umfrage ergab, dass das Vertrauen der deutschen Exporteure den dritten Monat in Folge gesunken ist.
Während die Mehrheit der Branchen mit einem Rückgang der Exporte rechnet, erwarten die Fahrzeughersteller und ihre Zulieferer ein deutliches Wachstum, so die Denkfabrik am Freitag.
Auch beim Energieverbrauch spart die deutsche Industrie angesichts steigender Kosten und befürchteter Verknappung bereits kräftig.
Die Bundesnetzagentur meldete am Donnerstag, dass der Verbrauch der Industrie im Juli um 21,3 % gesunken ist, verglichen mit dem Durchschnitt dieses Monats in den vergangenen vier Jahren.
Die Regierung hat öffentliche Gebäude angewiesen, die Thermostate herunterzudrehen und die Lichter in Touristenattraktionen nachts auszuschalten.| © DerVirgül