Eskalation an HTL: Schüler fürchten um Ruf ihrer Schule
Während Schüler die Debatte nach den Skandal-Videos aus der HTL-Ottakring überzogen finden, fordert die Politik Maßnahmen.
Konstantın Auer
Acht Burschen in Trainingsanzügen machen am Dienstag vor der HTL Ottakringdas, was viele Schüler vor dem Nachmittagsunterricht machen:
Sie rauchen, hören Musik, reißen Witze und zeigen sich gegenseitig am Handy Videos.
Soweit läuft ihre Mittagspause wie gewohnt.
Doch dass sie dabei von Kamerateams gefilmt werden ist neu.
Journalisten verschiedener Medien sind gekommen, um ihnen Fragen zu stellen.
„Die ganze Situation rund um diese Videos ist so übertrieben“, sagt ein Bursche.
Er hat eine rote Kapuze auf, seinen Namen will er nicht verraten. Die anderen nicken.
Mit „diese Videos“ meint er jene Handyaufnahmen aus ihrer Schule, die seit Donnerstag im Internet kursieren – darunter auch den Film, der eine Spuckattacke eines Lehrers auf einen Schüler zeigen soll.
Andere Filme zeigen Schüler, die diesen Pädagogen mit Papierkugeln beschießen.
Sie drängen ihn in eine Ecke oder drehen Zigaretten neben ihm.
Disziplinarkonferenz
Die Burschen vor der HTL kennen die betroffene Klasse gut. Jene Schüler, die im Video zu sehen sind, müssen sich am Freitag vor einer Disziplinarkonferenz verantworten.
„Unsere Schule muss jetzt um ihren Ruf fürchten“, sagt einer der Jugendlichen.
„Welche Firma stellt jetzt noch Absolventen einer Schule an, wo der Lehrer attackiert wird?“
Der Vorfall diene dazu, Stimmung gegen Migranten zu machen und politisches Kleingeld zu wechseln, glaubt der Schüler im roten Pulli.
Zweifelsohne ließ der Vorfall die politischen Debatten über Gewalt an Schulen erneut hochkochen.
Am Dienstag legte die Wiener ÖVP nach.
Schweigsame Lehrer
Im Gegensatz zu den Schülern wollen kaum Lehrer von der HTL Ottakring über ihren Kollegen sprechen – und wenn, nur anonym.
Ein Lehrer aus der Informatikabteilung kann sich nicht erklären, wie es so weit kommen konnte: „Normalerweise bekommen neue Lehrer einen älteren zur Seite gestellt“, sagt er.
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Kollege und der Schüler hier wieder einen Platz finden.“
Drei Burschen aus der zweiten Klasse haben gerade das Schulgebäude verlassen und gehen in Richtung U-Bahn-Station.
„Die ganze Welt glaubt jetzt, dass wir eine schlechte Schule sind“, sagt einer von ihnen, „doch wir haben kompetente Lehrer und gute Schüler.“ Ihre Klasse hätte vor Kurzem den ersten Platz eines Wirtschaftswettbewerbs gewonnen.
„Wir werden allen zeigen, dass wir eine gute Schule sind“, sind die drei überzeugt. kurier.at