FPÖ sucht Stimmen in der Moschee, SPÖ bei den Grauen Wölfen

Da die Wiener Landtagswahlen näher rücken, intensivieren die politischen Parteien ihren Wahlkampf. Zwei Parteien fallen dabei besonders auf, da sie ungewöhnliche Wege beschreiten.
FPÖ und ATIB
Beim Iftar, das von der Türkisch-Islamischen Union in Österreich (ATIB) im 10. Wiener Bezirk organisiert wurde, nahm erstmals der FPÖ-Bezirksobmann von Wien-Mariahilf und Wiener Landtagsabgeordnete Leo Lugner teil – ein Novum in der politischen Geschichte.
Obwohl Lugner behauptete, als „Geschäftsmann“ dort gewesen zu sein, war klar, dass es sich um eine Wahlkampfaktion handelte.
SPÖ und die Türkische Föderation
Eine weitere bemerkenswerte Aktion kam von der türkeistämmigen SPÖ-Politikerin Aslihan Bozatemur. Die Wiener Landtagsabgeordnete nahm an einer Ramadan-Veranstaltung der Türkischen Föderation teil.
Die Türkische Föderation, die als Auslandsvertretung der rechtsextremen Partei der Nationalistischen Bewegung (MHP) in der Türkei gilt, war bisher von SPÖ-Politikern gemieden worden.
Seit Inkrafttreten des sogenannten „Symbolgesetzes“ am 1. März 2019, das den „Bozkurt“-Gruß verbietet und die MHP als rechtsextrem einstuft, hatte sich die SPÖ von dieser Organisation ferngehalten.
Laut unseren Informationen wurde Aslihan Bozatemur wiederholt zu den 23. April-Feierlichkeiten und anderen Veranstaltungen der Türkischen Föderation eingeladen, hatte diese aber bisher stets abgelehnt.
Warum jetzt?
Sowohl der FPÖ-Politiker bei ATIB als auch die SPÖ-Politikerin bei der Türkischen Föderation verfolgen dasselbe Ziel: Wählerstimmen gewinnen.
Die entscheidende Frage ist jedoch, warum die SPÖ gerade jetzt diesen Schritt wagt. Dies könnte darauf hindeuten, dass die Partei bei den Wiener Wahlen mit erheblichen Stimmverlusten rechnet.
Mögliche Erklärungen:
- Aslıhan Bozatemur wollte die durch die FPÖ-Aktion bei ATIB verlorene Popularität bei der Türkischen Föderation zurückgewinnen.
- Interne SPÖ-Umfragen zeigen deutliche Verluste, sodass eine Annäherung an die Türkische Föderation als notwendig erachtet wurde.
Was jedoch keine Spekulation ist: Die politische Wahrnehmung der türkeistämmigen Wähler verändert sich. |© DerVirgül