Lebenshaltungskosten in der Türkei um fast 70 % angestiegen

Den stärksten Anstieg der Jahresinflation verzeichneten die Preise für Verkehr, Lebensmittel und Hausrat – die Verkehrskosten stiegen im Jahresverlauf um 105 %. Länder auf der ganzen Welt haben mit einer zunehmenden Krise der Lebenshaltungskosten zu kämpfen.

Die Probleme der Türkei wurden jedoch noch dadurch verschärft, dass der türkische Präsident zögert, die Zinssätze zu erhöhen – ein übliches Mittel zur Eindämmung der Inflation. Die Kosten für Lebensmittel und alkoholfreie Getränke stiegen im Jahresvergleich um 89,1 %, während Einrichtungsgegenstände und Haushaltsgeräte um 77,64 % teurer wurden.

Auf einer monatlichen Skala stiegen die Preise im April um 7,25 %, wie aus Daten des türkischen Statistikamtes zu entnehmen sind. In der Türkei ist der Wert der Lira eingebrochen, da Präsident Tayyip Erdogan den Exporten Vorrang vor der Währungsstabilität einräumt.

Erdogan bezeichnete die Zinssätze als “Mutter und Vater allen Übels” und versuchte mit einer eher unorthodoxen Politik, die Preise zu dämpfen, indem er unter anderem in die Devisenmärkte eingriff. Der türkische Präsident hat im vergangenen Jahr die Führung der Zentralbank des Landes erneuert, und diese hat die Zinssätze seit September von 19 % auf 14 % gesenkt.

Die Preise steigen weltweit rasch an, unter anderem aufgrund von Lieferengpässen im Zusammenhang mit CoV-19 und dem Krieg in der Ukraine, der die Energie- und Lebensmittelpreise in die Höhe getrieben hat. Viele Länder haben darauf mit einer Anhebung der Zinssätze reagiert, um Menschen und Unternehmen dazu zu bewegen, Kredite aufzunehmen und weniger Geld auszugeben, um so die Inflation zu dämpfen.

Am Mittwoch kündigte die US-Zentralbank die größte Zinserhöhung seit mehr als zwei Jahrzehnten an. Auch Länder wie Indien und Australien haben die Zinssätze angehoben. Die Bank of England wird am Donnerstag bekannt geben, ob sie den Zinssatz anheben oder beibehalten wird.|©DerVirgül