Schulen öffnen am 25. Jänner schrittweise
ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann hat im Gespräch mit dem Ö1-Mittagsjournal angekündigt, dass die Schulen in Österreich nun eine Woche später als geplant, am 25. Jänner, öffnen sollen. Dabei solle schrittweise vorgegangen werden, „wobei die geringere Anzahl der Schüler und Schülerinnen in der Schule eine wesentliche Komponente“ sei, so Faßmann. Sollte allerdings der Lockdown verlängert werden, schließen wohl auch die Schulen wieder.
„Wir können nicht gleich am 25. Jänner die Türen und Tore weit öffnen, dazu sind die Zeiten zu unsicher“, sagte Faßmann am Mittwoch im ORF-Radio. Das Distance-Learning soll um eine Woche verlängert werden, die Kinder können bis dahin nur für Tests und Schularbeiten bzw. zur Betreuung in die Schulen kommen, wie die APA erfuhr. Ab 25. Jänner soll der Unterricht dann wieder in den Schulen stattfinden, allerdings nur schrittweise und mit weiteren Vorsichtsmaßnahmen.
Dabei könne es sich eben um einen Schichtbetrieb handeln, „so halbe-halbe, wie wir es im Sommersemester gehabt haben, das wird man sehen“, so Faßmann. Die genaue Vorgangsweise werde noch mit den Schulen „auch in gewissem Sinn autonom ausverhandelt“.
Altersstufe als mögliches Kriterium
Eine Verlängerung des Fernunterrichts bis zu den Semesterferien, über die zuletzt spekuliert wurde, ist damit vorerst vom Tisch. Auch die Oberstufenschülerinnen und -schüler, die seit den Herbstferien Distance-Learning auf dem Stundenplan hatten, dürfen ab 25. Jänner wieder zumindest schrittweise in die Klassen. Die Kriterien, nach denen man sich bei der Organisation nun orientiere, seien womöglich die Altersstufe der Schülerinnen und Schüler sowie regionale Inzidenzen, sagte der Minister.
Auch die Oberstufenschüler sollten „zumindest zu Teil wieder zusammenkommen“, doch seien es womöglich die älteren Schüler, die “leichter mit einem ausgedünnten Schulbetrieb umgehen könnten. Nähere Details würden noch mit den Bildungsdirektionen besprochen. „Die Zeit ist leider sehr, sehr unsicher, und daher gibt es auch noch eine gewisse Unsicherheit in den Entscheidungen. Aber der 25. ist sicher.“
Die Modelle seien außerdem abhängig von den Infektionszahlen sowie weiteren Parametern wie den Zahlen der Hospitalisierung, der Auslastung der Intensivbetten etc. Klar sei, dass man bei der Entscheidung über eine Öffnung der Schulen neben der Gesundheit auch andere Güter wie das Recht auf Bildung oder ein soziales Gefüge berücksichtigen müsse, so Faßmann. „Man kann auf eine Gesellschaft keinen Betondeckel legen und sagen: Alles muss jetzt in eine Distanz gehen ohne Interaktion zueinander“, sagte er in Richtung von Experten, die angesichts der aktuellen Lage der Pandemie und des Auftretens der britischen Mutation vor einer Öffnung der Schulen warnen.
Mit freiwilligen CoV-Selbsttests
Für Schülerinnen und Schüler in Wien und Niederösterreich bedeutet die Verlängerung des Distance-Learning, dass sie nur noch eine Woche Präsenzunterricht haben, bevor sie mit 1. Februar in die einwöchigen Semesterferien starten. Etwas mehr Unterrichtstage im Klassenzimmer gibt es in den anderen Bundesländern, wo die Ferien erst mit 8. Februar (Burgenland, Kärnten, Salzburg, Tirol, Vorarlberg) bzw. 15. Februar (Oberösterreich, Steiermark) beginnen.
Ob sich dann die wenigen Tage im Präsenzunterricht überhaupt auszahlen, glaubt Faßmann schon, wie er am Mittwoch auch im Interview mit der ZIB sagte. Wenn man diese Zeit nicht ausnütze, könne man die Öffnung der Schulen auch gleich auf den „Sankt-Nimmerleinstag“ verschieben. Sollte es eine Verlängerung des Lockdowns für alle geben (nach derzeitigen Plänen endet er am 24. Jänner), dann müssten auch die Schulen wieder mitziehen und könnten „sich nicht exkludieren“.
Opposition sieht offene Fragen
Die Opposition übt Kritik am Vorgehen des Bildungsministers. SPÖ-Bildungssprecherin Sonja Hammerschmid begrüßte die Ermöglichung des Unterrichts. „Aber dazu gibt es nur vage Aussagen und sehr vieles zu klären“, so Hammerschmied per Aussendung. Bei einer möglichen Lockdown-Veränderung sollen die Schulen wieder schließen, also gäbe es auch keinen Schichtbetrieb. Hinzu komme, dass das „Wie“ eines möglichen Schulbetriebs ab dem 25. Jänner auch nicht geklärt sei. „Welche Kinder dürfen in die Schule kommen? In welchem Zeitraum? Unter welchen exakten Bedingungen? All diese Fragen sind noch offen und dringend zu klären.“
Unzufrieden zeigte sich auch die FPÖ mit den Plänen. „Die Schulen müssen wie vom ÖVP-Bildungsminister selbst angekündigt am kommenden Montag wieder öffnen. Unsere Lehrer, Schüler und Eltern lassen sich nämlich nicht mehr länger von ÖVP und Grünen auf der Nase herumtanzen“, so Bildungssprecher Hermann Brückl in einer Aussendung. Er forderte den Rücktritt Faßmanns. Der Klubobmann der FPÖ, Herbert Kickl, sagte, die Regierung setze Chaos fort. „Sie stehlen unseren Kindern die Zukunft, obwohl Sie wissen, dass diese im Bereich der Ansteckung keine Rolle spielen.“
Auch der Wiener Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) kritisierte die Einschränkungen Faßmanns für die Zeit einer möglichen Lockdown-Verlängerung: „Im aktuellen Verwirrspiel kennen sich weder Eltern, Schülerinnen und Schüler noch Lehrkräfte aus.“ NEOS-Bildungssprecherin Martina Künsberg Sarre freute sich darüber, dass nun Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lehrkräfte „immerhin“ wüssten, wann der Präsenzunterricht wieder starte, „das ist einmal positiv“. Die Informationen hätten aber früher kommen können, so Künsberg Sarre, die nun Vorbereitungen für das Sommersemester forderte. „Der Bildungsminister muss jetzt rasch ein Konzept für das Sommersemester vorlegen, das verschiedene Szenarien vorsieht, je nachdem, wie sich in den Bundesländern die Fallzahlen entwickeln.“/ORF