Volksschüler bekommen wieder Ziffernnoten
Trotz aller Kritik hat das umstrittene Unterrichtspaket am Mittwoch mit den Stimmen von ÖVP und FPÖ den Nationalrat passiert.
Das von Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) initiierte Pädagogik-Paket wurde im Nationalrat durchgewunken.
Am kommenden Mittwoch (12.12.)
Verpflichtender Förderunterricht
Die Reform sieht unter anderem vor, dass an Volksschulen Schüler ab dem zweiten Semester der 2. Klasse wieder mit Ziffernnoten beurteilt werden.
Gleichzeitig soll es in allen Klassen auch zusätzlich Beurteilungen durch Kompetenzraster geben. Gleichzeitig dürfen Schüler künftig ab der zweiten Klasse wieder sitzenbleiben.
Eltern betroffener Kinder sollen zu Bewertungsgesprächen über den Leistungsstand der Kinder eingeladen werden. Zudem sollen Schüler zu Förderunterricht verpflichtet werden dürfen.
Neuerungen an Mittelschulen
Reformiert wird auch die Notenvergabe in der Neuen Mittelschule (NMS), die künftig zur “Leistungsorientierten Mittelschule” werden soll.
An den Mittelschulen, wie die Neuen Mittelschulen künftig heißen sollen, will Minister Faßmann die Notenzahl von 7 auf 5 reduzieren, die Differenzierung in “Standard” und “Standard AHS” ab der zweiten Klasse einführen, und zusätzlich eine dauerhafte Gruppenbildung der Schüler anhand ihrer Leistungsniveaus in den Pflichtfächern ermöglichen.
Überdies sieht der Entwurf mit Verweis auf die Ausbildungspflicht bis 18 ein freiwilliges 10. Schuljahr an Polytechnischen Schulen vor.
Die als Pädagogikpaket betitelte Schulrechts-Sammelnovelle soll laut Gesetzesentwurf zu mehr Transparenz und Objektivität bei der Leistungsbeurteilung in Volksschulen und Mittelschulen führen, so die Verantwortlichen.
Regierung für Noten, Opposition für Alternativen
Bildungspolitisch bewege man sich mit dem Pädagogikpaket in die falsche Richtung, da Ungerechtigkeiten verstärkt würden, meinen allerdings die Oppositionsparteien SPÖ, NEOS und JETZT dazu. ÖVP und FPÖ widersprachen: Für die gezielte Förderung der Schülerschaffe die Novelle den richtigen Rahmen.
Worüber Einigkeit herrscht: Alle Parteien wollen ein Bildungssystem, das Kinder und Jugendliche bestmöglich auf das weitere Leben vorbereitet.
Über die Ausgestaltung des Schulwesens weichen die Zugänge jedoch stark voneinander ab, Sonja Hammerschmid (SPÖ) warf der Regierung vor, “soziale Trennwände” im Bildungsbereich wieder zu errichten.
Benotung ab der zweiten Schulstufe erhöhe den Leistungsdruck bei allen Beteiligten.
Das Pädagogikpaket liefert nach Meinung von Douglas Hoyos-Trauttmansdorff (NEOS) Rückschritte in mehreren Bereichen, es trage nicht zu einem zukunftsorientierten Bildungssystem bei, zumal viele Maßnahmen “ohne Evidenz und nur aus parteipolitischen Gründen gesetzt” worden seien.
Für die FPÖ ist das Pädagogikpaket eine Notwendigkeit, dem Leistungsverfall unter Schülern beizukommen.
Die Ergebnisse der internationalen Schulleistungsuntersuchung PISA würden belegen, dass angesichts des schlechten Abschneidens heimischer Schüler bei den Grundfertigkeiten sinnerfassendes Lesen, Rechnen und Schreiben eine Schulreform dringend erforderlich ist.
Die Schulrechtsnovelle werde dank stärkerer Leistungsförderung und Differenzierung für eine sinnvolle Weiterentwicklung der Pflichtschulen sorgen, heißt es seitens der ÖVP.
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