Wo war der Lösch-Hubschrauber beim Rax-Waldbrand?
Einsatzkräfte kämpfen nach mehr als eine Woche nach dem Ausbruch des Waldbrandes in Hirschwang weiter gegen das Feuer. Deutschland und Italien leisteten für Österreich Löschhilfe.
Eigentlich hätte das österreichische Bundesheer neun „Black Hawk“ Hubschrauber zur Verfügung, die optimal für derartige Löscheinsätze geeignet sind. Doch von den neun „Black Hawks“ werden sieben gerade gewartet. Einer der zwei übrigen Lösch-Hubschrauber kam erst zwei Tage verspätet zum Brandeinsatz, weil Verteidigungsministerin Klaudia Tanner auf seine Anwesenheit bei der militärischen Leistungsschau am 26. Oktober in Wien bestand, wie Robert Laimer, SPÖ-Sprecher für Landesverteidigung, kritisiert. Der Sprecher des Bundesheeres bestätigt, dass Anfangs nur ein Hubschrauber im Einsatz war, merkt aber an, dass nur ein Hubschrauber angefordert worden sei.
Beim Löscheinsatz in der Rax stoßen die Einsatzkräfte an ihre Grenzen, wie “kontrast.at” berichtet. Die Feuer wüten auf steilen Berghängen, der Regen Montagnacht sorgte zwar kurzzeitig für Entspannung – doch nun ist der Untergrund rutschig und erschwert die Löscharbeiten weiter. Laut Landesfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner wird der Löscheinsatz noch bis zum Wochenende dauern. Der Brand zeigt: Österreichs Bundesheer war nicht optimal auf einen derartigen Fall vorbereitet. Darüber hat Kontrast mit dem SPÖ-Wehrsprecher Robert Laimer gesprochen.
Wie ist die Lage vor Ort?
Die Einsatzkräfte sind am Limit, sie geben seit über einer Woche wirklich alles. Einen Großteil der Löscharbeiten wird von der Freiwilligen Feuerwehr durchgeführt, unterstützt durch einen Assistenzeinsatz des Bundesheeres. Den wirklichen Boost beim Löschen hat die Unterstützung aus Italien am Wochenende gebracht. Die italienische Regierung hat den Löscheinsatz mit zwei Canadair-Maschinen einen wirklichen Unterschied gemacht: Die Lösch-Flugzeuge haben eine Kapazität von 7.500 Liter Wasser hinein. Am Sonntag sind auch noch zwei Spezialhubschrauber aus Deutschland nach Niederösterreich gesendet worden. Da sieht man wie gut die europäische Zusammenarbeit im Katastrophendienst funktionieren kann. Man muss hier auch den italienischen und deutschen Einsatzkräften für ihren Einsatz in der Brandbekämpfung Danken. Aber der Brand ist sicher vor dem Wochenende nicht gelöscht. Das wird noch eine heftige Woche für die Freiwillige Feuerwehr.
Viele fragen sich, warum braucht Österreich Hilfe aus Italien. Sind wir nicht selbst dazu in der Lage, Waldbrände zu löschen?
Österreich hat neun „Black Hawks“, das sind Transportflieger des Bundesheers in die 3.000 Liter Wasser zum Löschen passen. Derzeit sind aber nur zwei von ihnen einsatzbereit, die anderen sind bei der Wartung. Die Assistenzleistung hätte besser ausfallen können, wenn wir statt zwei sechs „Black Hawks“ im Einsatz haben hätten können.
Aber das ist nicht alles. Als der Brand am Montag ausbrach, stand einer der „Black Hawks“ bei der militärischen Leistungsschau in Wien am Heldenplatz am 26. Oktober. Das Feuer hat sich extrem rasch ausgebreitet – innerhalb von zehn Stunden von fünf auf mehr als 100 Hektar. Aber der Lösch-Hubschrauber des Bundesheers kam erst zwei Tage verspätet zum Brandeinsatz.
Das ist aus meiner Sicht unverzeihlich, wenn die Verteidigungsministerin die Inszenierung am Nationalfeiertag über die Brandbekämpfung stellt.
Aus Sicht des Katastrophenschutzes hätte das nicht passieren dürfen!
Wie ist das österreichische Bundesheer aufgestellt?
Die Risikobilder haben sich massiv verschärft durch die Digitalisierung und die Klimabedrohung. Das österreichische Bundesheer verfügt über gute militärische Expertise, aber wir haben eine alte Sicherheitsstrategie aus 2013. Das ist eine Dekade her. Die müssen wir neu aufarbeiten, im Parlament diskutieren und es muss auch mehr Geld zur Verfügung stehen, das transparent investiert wird. Die ÖVP versucht verzweifelt Geschichtsaufarbeitung zu betreiben, dass ist jedoch aus Sicht der zukünftigen Sicherheitsstrategie nicht dienlich. Unter Kreisky stand noch ein Prozent der Wirtschaftsleistung für die Landesverteidigung zur Verfügung, heute sind wir bei 0,7 Prozent. Die SPÖ ist für eine bundesweite „umfassende Schutzfähigkeit“ des ÖBH im Krisenmanagement – von der Bundeshauptstadt bis in die entlegensten Täler.
Wir sind laut Artikel 79 der Bundesverfassung zur Landesverteidigung verpflichtet, dazu zählt auch der Katastrophenschutz. Wir müssen als souveränes, neutrales Land in der Lage sein, Österreich umfassend zu sichern. Das gilt für den Katastrophenschutz in Zeiten des Klimawandels, aber auch für die klassische Landesverteidigung.
Österreich kann derzeit seinen Luftraum nur mehr mit Ach und Krach selbstständig schützen. Es gibt schon Überlegungen, sich dafür internationale Unterstützung zu holen. Aber das wäre das Einfallstor der NATO, das können wir als neutrales Land nicht wollen. In Afghanistan haben wir nichts zur Evakuierung der österreichischen Staatsbürger tun können, das haben ungarische und deutsche Soldaten für uns übernommen. Auch hier ein großer Dank an die deutschen und ungarischen Soldat:innen für die Evakuierung aus der Krisenregion. Man stelle sich vor, in der Urlaubssaison passiert etwas in Tunesien und Österreich ist nicht in der Lage, seine Staatsbürger zu evakuieren.
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