Passt Politik in einen Döner?
Nach meiner Operation sagten die Ärzte, dass das Schreiben mögliche Schäden in meinem Gedächtnis verhindern würde. Daher begann ich, in schlaflosen und schmerzhaften Nächten nach einem Thema für einen Artikel zu suchen. Während ich das Google-Archiv von Virgül durchstöberte, fand ich ein Foto, das mir das Thema für meinen Artikel brachte.
Die vorgezogenen Parlamentswahlen in Österreich am 29. September 2019 waren eine Zeit, in der politische Intrigen ihren Höhepunkt erreichten. Mit anderen Worten, dies war der Beginn der Ära von Sebastian Kurz.
Der 35-jährige Sebastian Kurz wurde an einem Sonntag Vorsitzender der konservativen Volkspartei [ÖVP] und trat eine Woche später als führender Sieger der Wahlen an und wurde Bundeskanzler.
Zwei Tage vor den vorgezogenen Parlamentswahlen in Österreich am 29. September 2019 hielt die FPÖ [Freiheitliche Partei Österreichs] eine Wahlkampfkundgebung in der Viktor-Adler-Mark-Straße im 10. Wiener Bezirk, Favoriten, ab.
In den Reden, die unter dem Banner der Wahlkampfslogans gehalten wurden, standen meist Migranten, speziell die türkischen Migranten, im Fokus.
In den stark nationalistischen Reden wurde die SPÖ-Wiener Stadtregierung beschuldigt, Sozialwohnungen an türkische Migranten zu vergeben. Außerdem wurde betont, dass die städtischen Wohnungen keine Flüchtlingsunterkünfte seien und dass in den Sozialwohnungen Vorrang für österreichische Staatsbürger gegeben werden müsse.
Es wurde erklärt, dass man gegen den politischen Islam kämpfen wolle, wobei die Überwachung und gegebenenfalls die Schließung islamischer Vereine gefordert wurde.
„Die Hinter den Rakis Stehenden“ Analogie
Die direkt angesprochenen türkischen Migranten hörten die Kundgebung aus der Ferne still mit, einige versuchten sogar, ihren Kindern die FPÖ-Ballons zu holen.
Unterdessen saßen auch die Redner auf der Bühne sowie das technische und Beraterpersonal der FPÖ im Garten des direkt hinter der Bühne gelegenen türkischen Restaurants.
Im später abgerissenen „Türkis-Restaurant“ hatte die FPÖ ihre Zentrale aufgeschlagen, aß Döner, trank Wein und Raki.
Ich hatte dieses Moment fotografiert.
Das Bild, das die Reden oben auf der Bühne und die Realität unten am Tisch miteinander vereint, macht unsere Beziehung zur Politik noch etwas komplexer. Hier zeigt sich die „Ironie“ der FPÖ, die in ihrer Wahlkampfrede die Türkei-Migranten kritisiert und gleichzeitig in einem türkischen Restaurant Raki trinkt. Passt Politik wirklich in ein Glas Raki?
Dieses Ereignis stellt eine Art Ironie oder Widerspruch auf der politischen Bühne Österreichs dar. Die scharfen Worte der FPÖ gegen Türken und Migranten werden besonders häufig in Wahlkampfreden geäußert. Doch dieser Fall zeigt die Diskrepanz zwischen der Rhetorik und den tatsächlichen Handlungen der Partei.
Während eine Partei, die sich gegen Migranten ausspricht, gleichzeitig von den kulturellen Beiträgen von Migranten wie der türkischen Küche profitiert, wird dies in der Öffentlichkeit häufig kritisiert und verspottet. Solche Ereignisse sind wichtig, um die Widersprüche zwischen der politischen Rhetorik und der Realität aufzuzeigen.
Es scheint, dass Wahlen nicht nur politische Präferenzen betreffen, sondern auch eine seltsame Mischung aus Identität, Zugehörigkeit und Überlebensinstinkt sind.